Empört euch – aber hört auf zu jammern!

So, nu werd ich auch ma politisch. Wir sind also ein „Armes Deutschland“. Das meint mittlerweile nicht mehr nur RTLII. Auch öffentliche-rechtliche Leitmedien (oder Leidmedien?) erzählen uns, wie fürchterlich schlimm das Leben in Deutschland sein kann. Und sie haben Recht: Es gibt Altersarmut, es fehlen Kitaplätze, nicht jedes Studium ist jedem zugänglich, das Gesundheitssystem kränkelt an allen Ecken und Enden, die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer usw. ABER wer dieses Land verlassen hat und sich mit offenen Augen angeschaut hat, was um uns herum auf der Welt passiert, wird erkennen: uns geht es verdammt gut!

Natürlich ist es wichtig, Missstände zu erkennen, sich zu engagieren und die Welt ein Stückchen besser zu machen. Dazu gehören auch Kritik und Wut und Unwohlsein und Empörung und ein Gefühl für Ungerechtigkeit. Aber ich halte es für genauso wichtig, auch das Gute zu sehen.

Deutschland diskutiert über Glasfaserkabel, während Millionen Menschen auf der Welt verhungern oder verdursten. Wir sind eines der reichsten Länder der Welt, haben Strom und Wasser und Jobs für (fast) alle. Wir dürfen und können zur Schule gehen und wenn wir clever genug sind, auch zur Uni. Wir sind krankenversichert, haben beleuchtete und befestigte Straßen und haben die Möglichkeit, Hilfe von Psychotherapeuten anzunehmen.

Ich habe in einigen Ländern gelebt und kann mit Sicherheit sagen: In keinem dieser Länder war das Leben so gut wie in Deutschland. In Südfrankreich hat mich die Arbeitslosigkeit erdrückt, in England hatten wir keine Zentralheizung, in Österreich ist Psychotherapie kostenpflichtig, in Australien werden Zahnbehandlungen nicht von den Kassen bezahlt und über Ruanda wollen wir gar nicht reden…

Wir Deutschen haben das Nörgeln gepachtet. In Bayern gibt es sogar Radiosendungen nur über das Granteln. Als Teeny hätte ich gesagt: „Da kann ich gar nicht so viel essen, wie ich kotzen könnte!“ Es muss doch auch mal gut sein mit jammern. Ich weiß, wir haben das jahrelang so gemacht. Uns immer darauf konzentriert, was uns fehlt. Es ging um ständige Optimierung. Alles muss immer besser werden: Der Lebenslauf, der Job, die Gesundheit, der Körper, die Beziehung, die Politik, das System, das Land. Aber glaubt mir: Glücklicher werden wir alle nur, wenn wir auch mal in die Ferne schauen und sagen können: Es ist gut so, wie es ist.

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